Wahrnehmung als Störung als Collage
in: Fabiola di Fulvio
non ho titolo – ma esisto
edition clandestin, Biel, 2022
3. Juni 2022
Mi piacciono da quassù – das Bild von Fabiola di Fulvio ist wunderbar. Es lächelt und schmunzelt, es ist leicht, beinahe schon unbeschwert, es ist Genuss und dennoch irritiert es, denn so einfach ist es nicht, es geht nicht einfach geradeaus, es kann auch abstürzen, da ist ein Abgrund. Eine durchhängende Schnur, an dem drei Kirschpaare hängen. Sie sind gross, sie sind saftig, man könnte schon sagen: fett, sie sind reif und glänzen verführerisch im Licht, zum Reinbeissen verlockend. Sie bestimmen den Bildraum, sind eigentlich überproportioniert, so dass man gar nicht sicher ist, ob sie von diesem Schnürchen getragen werden können, ob es sie halten kann. Über ihnen sitzt, ganz offensichtlich bequem und entspannt, eine kleine Figur – viel kleiner als die Kirschen: „Mi piacciono da quassù – Ich mag sie von hier oben aus“ dürfte sich auf sie beziehen. Sie wird zudem gut getragen von dem Zweig, auf dem sie sitzt. Wenn da nicht die grossen, schweren Kirschpaare wären, die das Gleichgewicht – und es hat schon fast etwas von einem Mobile – aus dem Lot zu bringen scheinen. Da stimmt etwas nicht, da geht etwas nicht auf.