Die Couch ein Schuh? Polymorph-perverses Setting
zusammen mit Nicole Burgermeister und Tamara Lewin
Kurs am Psychoanalytischen Seminar Zürich, Beginn: Donnerstag, 9. April 2015, vierzehntäglich
9. April 2015
Das Setting scheint gesetzt. Trotz aller Bemühungen um einen widening scope wurde so an ihm festgehalten, dass aus Modifikationen ”Parameter“ wurden, die wieder aufzulösen sind. Und dennoch ist das Interessante an diesem Setting nicht seine Einhaltung, sondern seine Überschreitung. Denn diese verweist auf die Einbruchstellen der Sexualität, die als infantile nach Laplanche immer schon Überschreitung ist.
Deshalb verändert sich das Setting – wie auch die mit ihm verbundene Deutung – ständig. Nicht nur in der einzelnen Behandlung, sondern auch in seiner Bedeutung für die Möglichkeit psychoanalytischen Verstehens überhaupt. Dieses ist nicht nur im klassischen Setting möglich – was Freud schon wusste, sonst hätte es keine psychoanalytische Kulturtheorie gegeben –, sondern auch in sehr unterschiedlichen klinischen Situationen und Strukturen. Sie haben in ihrer Vielfalt an Bedeutung zugenommen, nicht zuletzt indem sie das Gesetzte des Settings und der Psychoanalyse aufmischen und umkrempeln.
Anhand von Textlektüren, Fallbesprechungen und gemeinsamer Diskussion wollen wir uns in diesem Seminar mit dem psychoanalytischen Setting als Ort der Überschreitung und Übertragung der infantilen Sexualität und den verschiedenen (Um)Form(ung)en beschäftigen, in denen es sich als polymorph-perverses zeigt.
Denn wenn es in der Psychoanalyse darum geht, den Sinn des Symptoms zu verstehen, bzw. überhaupt dem Symptom einen Sinn zu verleihen und dabei auszuhalten, dass der Sinn sich dem Sinnhaften immer wieder auch entzieht, dann stellt sich doch die Frage, wie es kommt, dass der Sinn des Settings als so gesetzt erscheint, dass niemand mehr merkt, wenn die Couch zu einem Schuh geworden ist.